Starship Troopers (Der Roman zum Film)

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ROBERT A. HEINLEIN STARSHIP TROOPERS Der Roman zum Film von Paul Verhoeven Ins Deutsche übertragen von Bodo Baumann

Vorwärts, ihr Affen! Wollt ihr ewig leben? Unbekannter Feldwebel, 1918 Ich bekomme immer das große Zittern vor einem Absprung. Selbstverständlich habe ich die Injektionen erhalten und die hypnotische Vorbereitung, und vernünftigerweise kann ich gar keine Angst haben. Der Schiffspsychiater hat meine Gehirnwellen überprüft und mir törichte Fragen im Schlaf gestellt. Und er versichert mir, es wäre keine Angst, es wäre nichts Wichtiges -nur so ein Zittern, wie es ein ungeduldiges Rennpferd in der Startbox befällt. Dazu kann ich nichts sagen; ich bin nie ein Rennpferd gewesen. Tatsächlich bin ich jedesmal verrückt vor Angst. Um A-minus-dreißig, nachdem wir uns im Absetzraum der Rodger Young versammelt hatten, inspizierte uns der Zugführer. Er war nur kommissarisch Zugführer, weil Lieutenant Rasczak bei unserem letzten Einsatz gefallen war. Eigentlich war er unser Zugfeldwebel, Career Ship's Sergeant Jelal. Jelly war ein finnisch-türkisches Mischblut aus Iskander in der Nahe von Proxima - ein dunkelhäutiger, kleiner Mann, schmächtig wie ein Ladenschwengel, doch ich hatte selbst erlebt, wie er zwei amoklaufende Rekruten, die so groß waren, daß er sich auf die Zehen stellen mußte, beim Schöpf packte, ihre Köpfe zusammenschlug wie Kokosnüsse und dann einen Schritt zurückweichen mußte, damit sie ihn nicht unter sich begruben. Außerdienstlich war er nicht übel - für einen Feldwebel. Man durfte ihn sogar mit >Jelly< anreden. Natürlich nicht die Rekruten, aber jeder, der mindestens einen Einsatz mitgemacht hatte. Jetzt war er im Dienst, jeder von uns hatte seine Kampfausrüstung selbst überprüft (es geht schließlich um euren Kopf, kapiert?), der stellvertretende Zugfeldwebel hatte uns antreten lassen und jeden gründlich überprüft, und

jetzt ging Jelly die Reihe entlang, mit grimmigem Gesicht und scharfen Augen, denen nichts entging. Er blieb bei meinem Vordermann im ersten Glied stehen, drückte auf den Knopf an seinem Gürtel, der seine physischen Daten preisgab, und befahl: »Wegtreten!« »Aber, Sergeant, es ist doch nur eine Erkältung. Der Arzt meinte ...« »Aber, Sergeant!« unterbrach ihn Jelly barsch. »Der Arzt muß nicht springen - und du wirst nicht mit erhöhter Temperatur springen. Glaubst du, ich hätte so kurz vor dem Absprung noch Zeit, mich mit dir zu streiten? Wegtreten!« Jenkins trat mit rotem Kopf aus dem Glied, und es traf mich ebenfalls hart. Weil es den Lieutenant beim letzten Einsatz erwischt hatte und die Männer um einen Rang aufrückten, um die Lücke zu füllen, war ich jetzt stellvertretender Gruppenführer, zweite Gruppe, und nun hatte ich einen Ausfall in meiner Abteilung und keinen Ersatzmann dafür. Das konnte ins Auge gehen: Ein Mann kommt vielleicht in die Klemme, ruft um Hilfe, und es ist

keiner da, der dem Ruf Folge leisten kann. Jelly musterte sonst keinen mehr aus. Er stellte sich vor die Front, blickte uns an und schüttelte betrübt den Kopf. »Was für eine Horde von Affen!« klagte er. »Vielleicht könnte man wieder von vorne anfangen, wenn ihr alle ins Gras beißen würdet, und eine Truppe aufbauen, wie der Lieutenant sie sich vorgestellt hatte. Aber wahrscheinlich geht das ebensowenig mit den Rekruten, die man heutzutage als Ersatz bekommt.« Er richtete sich plötzlich auf und rief: »Ich möchte euch Nieten nur daran erinnern, daß jeder von euch die Regierung mehr als eine halbe Million gekostet hat, an Waffen, Ausrüstung, Munition, Geräten und Ausbildung, einschließlich Unterkunft und Mastfutter, mit dem ihr euch eure Bäuche angefressen habt. Legt noch die dreißig Cents dazu, die ihr wirklich wert seid, und ihr seid eine verdammt teure Investition.« Er funkelte uns an. »Also bringt das Inventar zurück! Ihr seid entbehrlich, aber das gilt nicht für die Luxusgarderobe, mit der ihr ausgestattet seid. Ich möchte keinen Helden in diesem

Haufen haben; das wäre auch dem Lieutenant nicht recht. Ihr habt eine Aufgabe zu erfüllen, ihr springt hinunter, erledigt sie, haltet die Ohren offen für das Rückrufsignal und findet euch sofort wieder vollzählig am Sammelpunkt ein. Habt ihr mich verstanden?« Er blickte uns durchbohrend an. »Jeder von euch sollte den Einsatzplan kennen. Aber da einige von euch so vernagelt sind, daß die Hypnose nicht durchschlägt, werde ich ihn noch einmal skizzieren. Ihr werdet in zwei Schützenlinien abgesetzt, wobei der Abstand zwischen den beiden Linien auf zweitausend Yards berechnet ist. Nach der Landung erfolgt sofort Peilung auf mich und Peilung und Entfernungsbestimmung auf die Nebenleute in eurer Gruppe, während ihr in Deckung geht. Damit habt ihr schon zehn Sekunden tatenlos verplempert, und deshalb führt ihr sofort einen Vernichtungsschlag gegen alle erreichbaren Ziele aus, bis die Flankenmänner gelandet sind.« (Damit war ich gemeint - als stellvertretender Gruppenführer war ich linker Flügelmann, an der linken Seite ungedeckt. Ich begann zu zittern.) «Sobald die Flügelmänner aufsetzen, richtet ihr die Linien aus und korrigiert die Abstände! Unterbrecht das Feuer und bringt Ordnung in den Haufen! Zwölf Sekunden. Dann rückt ihr im Wechselsprung vor, die ungeraden Zahlen zuerst und dann die geraden, während die stellvertretenden Gruppenführer das Manöver überwachen und die Umklammerung einleiten.« Er blickte mich an. »Wenn ihr das vorschriftsmäßig erledigt - was ich bezweifle -, treffen die Flügel der beiden Linien zusammen, wenn das Rückrufsignal ertönt... und dann ist es Zeit, wieder nach Hause zu gehen. Irgendwelche Fragen?« Da waren keine Fragen, es gab nie welche. »Noch etwas«, fuhr er fort, »das ist nur ein Kommandounternehmen, nicht eine Schlacht. Es ist eine Demonstration der Feuerkraft und Entschlossenheit. Wir haben die Aufgabe, dem Gegner deutlich zu machen, daß wir seine Stadt hätten zerstören können, uns aber zurückhalten. Wir verpassen ihm einen Denkzettel, wenn wir auch die Stadt vor der

Vernichtung verschonen. Ihr werdet keine Gefangenen machen. Ihr werdet nur töten, wenn es unbedingt notwendig ist. Doch der Bezirk, den wir uns ausgesucht haben,

wird zerstört. Ich möchte keinen von euch wieder mit einer scharfen Bombe zurückkommen sehen. Habt ihr mich verstanden?« Er blickte auf die Uhr. »Rasczaks Rauhnacken haben einen Ruf zu verteidigen. Der Lieutenant sagte zu mir, ehe er abkratzte, ich soll euch ausrichten, daß er euch immer im Auge behält... und daß er erwartet, daß ihr ihm keine Schande macht!« Jelly blickte zu Sergeant Migliaccio hinüber, dem Anführer der ersten Gruppe. »Fünf Minuten für den Pater«, erklärte er. Ein paar Jungs traten aus dem Glied und knieten sich vor Migliaccio nieder. Und es waren durchaus nicht nur solche, die sich zu seinem Glauben bekannten. Moslems, Christen, Gnostiker, Juden - jeder, der vor einem Absprung noch geistlichen Zuspruch suchte, versammelte sich in seiner Ecke. Früher soll es Armeen gegeben haben, in denen die Geistlichen vom Dienst mit der Waffe befreit waren. Es ist mir unverständlich, wie ein Geistlicher seinen Segen zu etwas geben konnte, das er selbst zu tun nicht bereit war. In der Mobilen Infanterie jedenfalls gibt es keine Ausnahme - jeder springt, und jeder kämpft: der Pfarrer und der Koch und der Schreiber des Kompanieführers. Sobald abgesetzt wurde, blieb kein Rauhnacken mehr an Bord zurück, außer Jenkins natürlich, und das war nicht seine Schuld. Ich ging nicht zum Pfarrer hinüber. Ich hatte immer Angst, jemand könnte bemerken, wie mir die Knie zitterten. Und schließlich konnte mir der Pater auch aus der Entfernung seinen Segen erteilen. Doch er kam zu mir, nachdem die letzten Nachzügler sich wieder von den Knien erhoben hatten, und drückte seinen Helm gegen meinen, um mir ein paar private Worte zu sagen. »Johnnie«, meinte er gelassen, »es ist dein erster Einsatz als Unteroffizier.« »Sicher.« Ich war nicht zum Unteroffizier befördert, sondern bekleidete diesen Posten nur kommissarisch wie Jelly, der auch nicht zum Offizier befördert worden war.

»Nur ein guter Rat, Johnnie. Übernimm dich nicht. Du verstehst dein Handwerk. Tu, was von dir verlangt wird, aber versuche nicht, dir einen Orden zu verdienen.« »Vielen Dank, Pater, ich werde Ihren Rat beherzigen.« Er fügte leise noch etwas in einer Sprache hinzu, die ich nicht verstehe, klopfte mir auf die Schulter und eilte zu seiner Abteilung zurück. Jelly rief: »Ach - tung!«, und wir standen alle still. »Zug!« »Abteilung!« riefen Migliaccio und Johnson gleichzeitig. »Erste und Zweite Abteilung - Backbord und Steuerbord - fertig machen zum Absetzen!« »Abteilung! An die Kapseln! Vorwärts!« »Gruppe!« - Ich mußte warten, bis Trupp vier und fünf ihre Kapseln bestiegen hatten, und stellte mich hinten bei der Absetzkanone an, bis meine Kapsel auf dem Backbordlader auftauchte und ich einsteigen konnte. Ich fragte mich, ob die antiken Helden auch so gezittert hatten, als sie das Trojanische Pferd bestiegen. Oder war ich der Einzige, der davor zitterte? Jelly fertigte jede Kapsel selbst ab und legte mir persönlich die Gurte an. Dabei beugte er sich vor und sagte: »Dreh nicht durch, Johnnie. Es ist auch nicht anders als im Manöver.« Der Deckel schloß sich über meinem Kopf, und ich war allein. >Auch nicht anders als im ManöverLieutenant< anredete. Unser Lieutenant war zwar gefallen, und vielleicht würde Jelly sein Patent bekommen - aber wir waren immer noch >Rasczaks RauhnackenRadarlärm